Rückgang der Apotheken in Deutschland: Ein wachsendes Problem für die Arzneimittelversorgung
Die Anzahl der Apotheken in Deutschland hat in den letzten Jahren stetig abgenommen, was zu ernsthaften Bedenken hinsichtlich der flächendeckenden Arzneimittelversorgung im Land führt. Branchenvertreter machen steigenden Kostendruck und Vergütungsprobleme für diese Entwicklung verantwortlich.
Rückläufige Apothekenzahlen und ihre Bedeutung
Die Anzahl der Apotheken in Deutschland ist seit Jahren rückläufig laut einer Pressemitteilung der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Ende 2022 gab es 18.068 Apotheken, und in den ersten Monaten des aktuellen Jahres schlossen über 100 weitere Apotheken. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist die Anzahl der Apotheken um 16,3 Prozent gesunken. Die EU-weite durchschnittliche Apothekendichte liegt bei 32 Apotheken pro 100.000 Einwohner, während Deutschland im Jahr 2021 lediglich 22 Apotheken pro 100.000 Einwohner aufwies.
Ursachen für den Rückgang der Apothekenzahlen
Die Gründe für den Rückgang der Apothekenzahl sind vielfältig. Ein wichtiger Faktor ist der steigende Kostendruck auf Apotheken, der unter anderem durch höhere Tariflöhne und gestiegene Energiekosten verursacht wird. Hinzu kommen Probleme bei der Vergütung der Apothekenleistungen. So hat sich das in der Arzneimittelpreisverordnung festgelegte Honorar für Apotheken seit zehn Jahren nicht verändert und liegt derzeit bei 8,35 Euro.
Forderungen der Branche: Angemessene Vergütung und Anpassungen an die Kostenentwicklung
Um die flächendeckende Arzneimittelversorgung in Deutschland auch in Zukunft sicherzustellen, fordern Branchenvertreter wie der Deutsche Apothekerverband (DAV) eine angemessene Vergütung der Apothekenleistungen. Dazu gehört eine Erhöhung des festgelegten Honorars auf 12 Euro sowie eine regelmäßige und automatisierte Anpassung an die Kostenentwicklung.
Kritik an der aktuellen Vergütungspraxis
Hubmann kritisierte die Corona- und Energiekosten-bedingte Unterstützung von Konzernen und Krankenhäusern, während selbständige und freiberufliche Leistungserbringer keine Hilfe erhalten. Er forderte eine Erhöhung des in der Arzneimittelpreisverordnung festgelegten Honorars von derzeit 8,35 Euro auf 12 Euro und eine regelmäßige Anpassung an die Kostenentwicklung nach zehn Jahren Stillstand.
Auswirkungen auf das Betriebsergebnis der Apotheken
Der Apothekenwirtschaftsbericht 2023 verdeutlicht die wirtschaftliche Situation der Apotheken in Deutschland im Jahr 2022. So sank die Zahl der Apotheken um 393 auf 18.068, Anfang 2023 sogar auf 17.939. In diesen Apotheken waren insgesamt 159.352 Menschen beschäftigt, darunter 53.461 Apothekerinnen und Apotheker.
Das Betriebsergebnis vor Steuern für einen Inhaber oder eine Inhaberin einer durchschnittlichen Apotheke sank um 23 Prozent auf 162.890 Euro. Der erhöhte Apothekenabschlag zugunsten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) führt für jede Apotheke im Schnitt zu einer Mehrbelastung von 6.000 Euro pro Jahr.
Finanzielle Aspekte des Apothekenbetriebs
Das Apothekenhonorar machte mit 5,76 Mrd. Euro genau 2,0 Prozent aller Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aus. Insgesamt wurden in den Apotheken 1,405 Milliarden rezeptpflichtige und rezeptfreie Arzneimittel an Patientinnen und Patienten abgegeben. Der Gesamtumsatz in allen Apotheken betrug 64,87 Mrd. Euro (ohne MwSt.).
Durchschnittliche Apotheke und Pandemie-bedingte Sondereffekte
Eine durchschnittliche Apotheke erwirtschaftete einen Umsatz von 3,225 Mio. Euro (ohne MwSt.). Beachtenswert ist der Rückgang der Pandemie-bedingten Sondereffekte um 76 Prozent. Das Betriebsergebnis vor Steuern für einen Inhaber oder eine Inhaberin sank auch deswegen um 23 Prozent auf 162.890 Euro.
Prognose für das Jahr 2023
Für das laufende Jahr 2023 prognostiziert der DAV allein aufgrund höherer Tariflöhne eine Mehrbelastung von 10.000 Euro pro durchschnittliche Apotheke. Der erhöhte Apothekenabschlag zugunsten der GKV führt für jede Apotheke im Schnitt zu einer Mehrbelastung von 6.000 Euro pro Jahr.
Auswirkungen auf die Arzneimittelversorgung
Die rückläufige Apothekenzahl und die finanziellen Herausforderungen könnten mittel- bis langfristig negative Auswirkungen auf die flächendeckende Arzneimittelversorgung in Deutschland haben. Die ABDA warnt vor drohenden Problemen bei der Versorgung, insbesondere in ländlichen Gebieten.
Anpassung an die demografische Entwicklung
Die demografische Entwicklung in Deutschland erfordert zudem eine Anpassung der Arzneimittelversorgung. Mit einer alternden Bevölkerung steigt der Bedarf an medizinischer Versorgung und damit auch an Apothekenleistungen.
Forderungen des Deutschen Apothekerverbands
Der DAV fordert eine angemessene Vergütung und eine Anpassung an die Kostenentwicklung, um die flächendeckende Arzneimittelversorgung in Deutschland auch in Zukunft sicherzustellen. Eine Erhöhung des Apothekenhonorars und eine regelmäßige Anpassung an die Kostenentwicklung sind zentrale Forderungen des Verbands.
Zusammenarbeit mit der Politik
Die Politik sollte gemeinsam mit den Apothekerverbänden an Lösungen arbeiten, um die Versorgungssicherheit der Apotheken in Deutschland zu gewährleisten und den Zugang zu medizinischen und pharmazeutischen Leistungen für alle Menschen sicherzustellen.
Lösungsansätze für eine zukunftssichere Apothekenlandschaft
Die rückläufige Apothekenzahl und die finanziellen Herausforderungen stellen die flächendeckende Arzneimittelversorgung in Deutschland vor ernsthafte Probleme. Der Deutsche Apothekerverband fordert eine angemessene Vergütung und appelliert an die Politik, gemeinsam mit den Verbänden an Lösungen zu arbeiten, um die Versorgungssicherheit der Apotheken auch in Zukunft zu gewährleisten.
Daneben muss auch eine Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Apotheken, Ärzten und Krankenkassen erfolgen, um ein weiteres Apothekensterben zu verhindern.
Quellen:
Statista:
ABDA: